Im Herbst 2015 wurde das Zentrum für IT-basierte qualitative arbeitssoziologische Forschung (eLabour) gegründet. Vier arbeitssoziologische Institute haben sich mit drei IT-Partnern zusammen geschlossen, um den reichen Schatz qualitativer arbeitssoziologischer Studien aus mehreren Jahrzehnten zu erschließen, mit neuen Studien zu erweitern und wissenschaftliche Sekundäranalysen durchzuführen.
Der Aufbau einer Forschungsdateninfrastruktur für qualitative arbeitssoziologische Sekundäranalysen steht vor einer doppelten Herausforderung. Erstens, soll ein geeignetes und von den Datenhaltern anerkanntes Archiv entwickelt werden, das die komplexe, heterogene Struktur qualitativer Studien in der Arbeitssoziologie abbilden und für die Nachnutzung zugänglich machen kann. Die Primärdaten umfassen vielfältige empirische Daten aus qualitativen Interviews, Expertengesprächen, Gruppengesprächen, Beobachtungen, Begehungen, umfangreiche Recherchen zum jeweiligen Forschungsgegenstand, sowie methodische und Auswertungsdokumente.
Zweitens, sollen die Anforderungen gegenwärtiger und zukünftiger Sekundärstudien antizipiert und konzeptionell bei der Gestaltung einbezogen werden, um eine Re-Interpretation von Daten aus vielfältigen Primärstudien für die neuen Fragestellungen von Sekundärstudien zu ermöglichen. Erste Erfahrungen aus den (gleichzeitig begonnenen) arbeitssoziologischen Sekundärstudien zeigen, dass eine solche Rekombination und Re-Interpretation heterogener Primärdaten neue qualitative Auswertungsmethoden erfordert, die es ermöglichen, die jeweiligen sozialen, ökonomischen und politischen zeithistorischen Kontexte der Primärstudien systematisch einzubeziehen.